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    1. Akkordeonorchester Waldsassen e. V.

 

Wie man das Akkordeon-Spiel lernt - Eine Fibel für Anfänger

Beschaffe Dir ein Akkordeon. Je billiger desto besser: Alle Akkordeons hören sich sowieso gleich an. Erzähle niemandem, was Du getan hast – man fängt dann nämlich an, sich Gedanken über Dich zu machen. Außerdem findet man es früh genug heraus.
Nimm das Akkordeon aus dem Kasten und lege es an. Es ist besser, wenn sich das Instrument vor Deiner Brust statt auf Deinem Rücken befindet, aber in den ersten Wochen macht das keinen großen Unterschied.
Um Töne zu produzieren, müssen drei Dinge passieren:
– Der Balg muss auf- und zugedrückt werden.
– Eine oder mehrere Tasten oder Knöpfe müssen gedrückt werden.
– Alle möglichen Waffen im Umkreis von einem Kilometer müssen eingesammelt und sichergestellt werden.
Der letzte Punkt ist am wichtigsten.
Die Knöpfe auf der linken Seite des Akkordeons sind für Akkorde vorgesehen. Der “C”-Knopf ist besonders markiert, so dass man ihn finden kann, ohne dass man hinschauen muss. Bevor dieser Knopf erfunden wurde, erlitten Tausende Akkordeonisten schmerzvolle Qualen und manchmal unheilbare Verletzungen – in vielen Fällen zum Vergnügen der Öffentlichkeit. Benutze nie mehr als drei Knöpfe zur gleichen Zeit! “Professionelle” Akkordeonisten vermitteln den Eindruck, sie würden eine Menge Knöpfe benutzen, tatsächlich aber versuchen sie, das verdammte “C” zu finden. (“Professionell” bedeutet in diesem Zusammenhang: Sie haben gelernt zu lächeln, während sie suchen.)
Drücke die schwarzen und die weißen Tasten. Die hohen Töne sind unten und die tiefen oben. (Man kann nicht behaupten, dass das irgendeinen Sinn macht – akzeptiere es einfach). Zur Beachtung: Für den Fall, dass Du die hohen Töne oben und die tiefen Töne unten findest, hast Du das Akkordeon entweder falsch angelegt oder selbst zu reparieren versucht. Im ersten Fall drehst Du das Akkordeon um. Im zweiten Fall packst Du es am besten ein und sendest es ohne Absender-Angabe an eine unbekannte Anschrift in einem ganz fernen Land.

 

Regeln in einem Akkordeon-Orchester - Was Du wissen musst, wenn Du in einem Orchester mitspielen willst...

Orchester-Mitglieder müssen jede Gelegenheit wahrnehmen, Ihre Persönlichkeit in die Vorstellung einzubringen. Das kann man tun durch Tempo-Variationen, individuelle Klang-Gestaltung oder Solisten-Beiträge während der Pausen.
Zeitweilige Abwesenheit von der Probe erhöht die Wertschätzung und Wichtigkeit jedes einzelnen Spielers. Du hast Dein Ziel erreicht, wenn Dein Erscheinen wie das einer seltenen Berühmtheit gewürdigt wird.
Es unterliegt Deiner persönlichen Einstellung, ob Du zehn Minuten früher oder später zur Probe erscheinst. Demjenigen, der später kommt, ist die ungeteilte Aufmerksamkeit bereits vieler Anwesender sicher. Dies ist besonders wichtig bei Generalproben vor einem Konzert.
Ebenso wichtig ist es, alle Akkordeon-Koffer irgendwo im Raum stehen zu lassen – vorzugsweise geöffnet: Es untermalt und steigert den Rhythmus, wenn der Zuspätkommende sich während der laufenden Musik durch die Koffer zur Bühne durcharbeitet.
Nachdem Du Deinen Teil während des Konzertes erledigt hast, stelle sicher, dass alle Deine Sachen chaotisch auf der Bühne zurückbleiben. Vorzugsweise sollte Dein Akkordeon aufrecht auf dem Boden stehen bleiben und alle möglichen Zu- und Abgänge sollten durch Notenständer und Stühle blockiert sein. Es wird dann interessant zu beobachten, wie nachfolgende Künstler ihre Vorstellung beginnen wollen. Stolpere darüber hinaus über alle möglichen Kabel, was dazu führt, dass alle Verbindungen unterbrochen werden, ohne dass es jemand bemerkt.
Gespräche mit Deinem Nachbarspieler während der Proben beeinflussen die “Arbeits-Bedingungen” positiv und führen zur ungeteilten Aufmerksamkeit des Dirigenten.
Während der Proben sollten nie mehr als insgesamt zwei Bleistifte zur Verfügung stehen. Das fördert die Kontakte zwischen den Orchester-Mitgliedern während langweiliger Erklärungen des Dirigenten. Mache auch nie mehr als eine Notiz pro Notenblatt, um Dir die Aufmerksamkeit des Dirigenten zu sichern. Spärliche Notizen haben den Vorteil, dass sich der Dirigent beim nächsten Mal wirklich an seine zuletzt bekannt gegebenen Änderungen erinnern muss.
Benutze einen sehr breiten, besser noch einen fluoreszierenden Marker zur Markierung der “#“ und “b“ in Deinen Noten – auch, um Deinem Nachbarn zu helfen.
Benenne auch diejenigen Noten, die sich außerhalb des Systems befinden, mit ihren Namen (sicherheitshalber stimmst Du die Notenbezeichnung mit Deinem Nachbarn ab). Fluoreszierende Buntstifte führen zu einer ungewöhnlich dekorativen Gestaltung des Notenblattes.
Gib Deinem Notenblatt mit Eselsohren und Knicken eine persönliche Note. Unterstreiche alles, was nicht wichtig ist; damit stellst Du sicher, dass Du Deine Noten im Falle des Verlustes tatsächlich zurück erhältst.
Für eine optimale Balg-Technik bewege Dich heftig vor und zurück. Wenn das nicht wirkt, versuche es knieenderweise oder auf dem Boden kauernd.
Ziehe den Balg möglichst weit auf. Erfahrene Spieler wissen, dass das Vibrato am besten zu spielen ist, wenn der Balg so weit wie möglich gedehnt ist. Eine andere Möglichkeit, das Vibrato zu verbessern ist es – besonders bei heißem Wetter – niemals einen Teil der Orchester-Ausrüstung zu tragen oder anderweitig bei der Aufstellung auf der Bühne zu helfen.
Höre nicht auf andere Spieler: Es könnte sein, dass sie falsch oder ein anderes Stück spielen.
Wähle immer ein anderes Register als die anderen Mitglieder in Deiner Stimme aus. Nur so sind Deine persönlichen Anstrengungen auch von allen Anderen zu hören.
Du musst sehr intensiv auf Deine Noten starren, weil Du damit Deine große Erfurcht vor der Musik zeigst. Tue dies besonders am Anfang und Ende eines Musikstückes und während der Tempi-Wechsel und vermeide dabei, den Dirigenten anzusehen. Das vermittelt ihm den Eindruck, dass Du weißt, was Du tust und er schaut irgendwo anders hin.
Pausen, rhythmische und dynamische Zeichen sind grundsätzlich dekorative Elemente im Notenblatt und werden nur von Akademikern genutzt, um Studenten zu ärgern. In einem Orchester spielst Du einfach so, wie Du empfindest, solange Du den Eindruck hast, dass der Dirigent die Zeichen nicht gesehen hat: In diesem Fall allerdings weist Du ihn selbstverständlich sofort darauf hin.
Sei sehr genau und traue niemals den Taktangaben in Deinen Noten. Unterbrich den Dirigenten während des Auftaktes, um Dich zu vergewissern, wieviele Takteinheiten er für den Auftakt verwendet.
Die Dynamik kann ganz einfach gesteuert werden. Spiele die einfachen Stellen ganz laut und die schwierigen ganz leise, solange Du die Zuhörer nicht durch eine improvisierte, persönliche Solo-Einlage – wie in einer Jazz-Band – überraschen möchtest.
Rückversichere Dich sofort beim Dirigenten im Falle von Pausen, Tempi- oder Dynamik-Wechseln und frage ihn nach seiner Begründung. Am wirksamsten ist es, den Dirigenten zu veranlassen, den musikalischen Vortrag zu stoppen, damit Du Deinen Kommentar abgeben kannst. Heftiges Zeigen auf das Notenblatt unterstreicht Dein Anliegen.
Üben muss man nur während der Orchesterproben. Das Üben zu Hause ist strikt zu vermeiden, besonders dann, wenn Du eine Probe verpasst hast. Dies ist dann Dein Beitrag zur Orchester-Arbeit, weil danach der Gesprächsstoff während der nachfolgenden Proben nicht ausgeht.
Solltest Du an einer Probe nicht teilnehmen können, informiere den Dirigenten. Er macht sich sonst wegen Dir Gedanken.
Wenn Du alle diese Regeln während Deiner Karriere als Akkordeon-Spieler befolgst, wirst Du ganz bestimmt als einer der wundervollsten und idealistischsten Orchester-Mitglieder gefeiert.

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